Dienstag, 17. Januar 2017

Bleib wild, alter Mann, und setz' ein Zeichen!

... nochmal: 
Nicht dass ich mich alt fühle, weil ich die Headlines so title. 
Ich geb' nur den Slang wieder, wie die Generation z.B. meines Sohnes oder eben andere nah vor dem Millennium Geborene einen Mann ende vierzig klischeebehaftet nun mal kategorisieren... "Ha...!"

"Revolte changes to Tattoo" oder auch "Die Tinten-Revolution!"

Nach Jahren gleichgeschaltetem Alltag wachst Du eines Tages auf und denkst Dir: "Soll das Leben immer so weiter gehen? Fühlt sich irgendwie eingefahren an, Höhepunktlos."

Du stellst fest, wie schnell die Jahre vergangen sind, in denen eigentlich nicht mehr viel passiert ist. 
Urlaube, klar. Vielleicht der Eine oder andere Flirt oder Affäre...
 Oder die Kinder, die groß geworden sind, schon richtig.

Das neue Auto, na ja.
Aber wie lange ist es her, dass Du ein wirkliches Statement abgegeben hast, etwas revoltiert hast, Deinen Typ verändert hast, eine Kerbe in den glatten Lebensverlauf geschlagen hast? 

Wow, früher warst Du richtig cool, da war es Dir egal, was die Leute über Dich gedacht haben und wenn sie schockiert oder zumindest verblüfft über Dein Auftreten, Deine Erscheinung oder Deine Äußerungen waren, fandest Du das korrekt und warst stolz drauf!

Der Job, ich weiß, der hat Dich eingeebnet. 
Und auch die Verantwortung für die Family, Deine Vorbildfunktion für die Kinder, schon klar…

Aber cool wäre es schon, wieder mal Flagge zu zeigen, oder?! 
Zu zeigen, dass Du Du bist, dass Du immer noch machst was Du willst, wenn es darauf ankommt und das die Glut der Revolution immer noch in Dir lodert! 
Wieder einmal aufmucken, das tun, was man schon so lange einmal machen wollte…

Ich dachte bisweilen eigentlich, dass Frauen in dieser Phase dann zumeist den Gang zu Chantal, Mandy oder Monique antreten - sprich, sie setzen sich wagemutig und entschlossen auf den Friseurstuhl ihrer Hairstylistin und befehlen mit knapper Anweisung: "Bitte kurz, ich brauch was Neues, Verrücktes! Ab mit den alten Zöpfen, brauch wieder mehr Pep, mehr Jugend." Fehleinschätzung!

Denn der von mir ausgewählte Tattoowierer meines Vertrauens, Pablo, entgegnete mir, dass sich laut seiner Erfahrung mehr Frauen als Männer "stechen" lassen. 

An dieser Stelle also Schluss mit dem Vorurteil der "härteren und auch mutigeren Fraktion der Männer" (nur weil Sie es in der Regel nicht so mit dem Friseur haben ;0).

Auf jeden Fall, jetzt wurde es ja schon erwähnt, treten "Midlife-Criuser" dann auch schon mal des öfteren den revolutionären Gang in ein Studio für körperliches Kunst-Design an, zum Tättowierer.

Vielleicht auch nur, um endlich auch zum erlauchten Kreis der "tätowierten Wilden" zu gehören, denn noch hat das Klischee in der breiten Bevölkerung Bestand.
(Ja ich weiß,hat ja eigentlich doch schon fest Jeder... trotzdem!)

Also heißt es Tattoo-Magazine stöbern, die Art des Motives und die örtliche Positionierung am Körper heraus finden. 
Klein oder dominant? Schwarz oder in Farbe? Ein Motiv oder nur grafische Muster? Sinn? Aussage? Wirkung?

Darin liegt bereits der erste Teil der "würdevollen Veredelung", sich wieder einmal mit seinem Körper auseinander setzen zu müssen. Wo ist der Körper noch straff, wo bilden noch Muskeln einen soliden Untergrund für das Motiv und soll bzw. kann der neu ersehnte Körperschmuck auch Sexy wirken? 

Nun sind die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden, und das ist natürlich auch gut so. Sind also die vier W's, "was, wo, wann und wie viel kostet es" geklärte und ein Termin gefunden ist der Nächste Schritt alsbald unwiederkehrbar.

Ein Zahnarzt ist schlimmer - aber wer Angst vor Nadeln hat, dem kommen vielleicht noch einmal kurzfristig Gedanken. 
Aber doch! "Man will es und so geschieht es!"

Das Motiv wird auf die Haut übertragen und mit jeder gezogenen Kontur gewöhnt man sich mehr an den "heißen Druck" und dem beständigen Surren der Pistole. 
"Lass Dir Zeit, mach nur keinen Fehler" kommt es mir über die Lippen. Pablo lacht. "Keine Angst, ich mache das ja nicht zum ersten mal!" Dann fällt mir auf, wie jung Pablo eigentlich noch wirkt. "Wie lange machst Du das denn eigentlich schon?"
Wir reden. Über Gott, Motive, das Tattoowieren und über persische Rezepte (!). 
Die Zeit vergeht und erst zum Schluss der vier stündigen Sitzung wird der Schmerz etwas unangenehmer. Aber egal, jetzt bin ich durch.
Gekennzeichnet?
Nein, verziert! 
Und mit meinem eigenen Motiv noch ein Stück unverwechselbarer geworden;0) 

Ich bin stolz auf mein Motiv, 
Pablo froh, dass er mit der Arbeit fertig ist, 
ich froh, dass ich es gemacht habe 
und er stolz auf seine Arbeit.

So gehen wir an diesem Tag in Freundschaft auseinander und wer weiß… ist ja noch viel Platz auf meiner Haut ;0)

PS: Seit dem spanne ich meinen Bauch wieder mehr an und gehe aufrechter. Das Tattoo hat also auch mein Gefühl für mich selbst aufgefrischt und ich kann sagen, ich liebe es, wenn es unter dem Ärmel heraus blitzt!

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Bullshit Revolte midlife-cruising | simply a human disaster ;0)