Montag, 16. Januar 2017

Die Midlife-Historie – schon im Mittelalter in der Krise!

Rückblick

Schon alles erlegt - was nun noch?
Ist die Midlife-Crisis so alt wie die Menschheit selbst? 
Das ist eine berechtigte Frage. Dieser drückende Zustand der Unzufriedenheit, das lähmende Gefühl, dass Alles um einen herum wie in einem Hamsterrad rotiert und der Drang, mit dem zu Tode gelaufenen Alltag zu brechen und zu neuen Ufern aufzubrechen, einen Neuanfang zu wagen... gab es das schon immer?
Ich kann mir nur sehr schlecht vorstellen, dass ein von Säbelzahntiger und Mammuts verfolgter Neandertaler, der sein tägliches Überleben organisieren muss, Zeit hatte, verbal über die Sinn-orientierte Zukunftsgestaltung seines Lebens zu senileren.

Auch im schrägen Mittelalter, als die Lebenserwartung für die meisten Bevölkerungsschichten bei etwas knapp über dreißig endete und Leibeigenschaft, Knechtschaft und Frontdienste das Alltagsbild prägten, war die Midlife-Crisis wohl eher eine seltene Randerscheinung. Oder begann sie da bereits kurz nach der Pubertät?

Doch in anderen hochkulturellen Phasen der Menschheitsgeschichte zeugen so manche Relikte von größenwahnsinniger Selbsteinschätzung, nämlich von jenem "Jetzt-will-ich-es-wissen-Syndrom", das die Männerwelt in Ihrer Midlife-Phase noch einmal wiederbelebt.


 zerobert haben zu müssen, hinterließen zum Beispiel bereits Jahrtausende zuvor gestandene Pharaonen die spitzen Zeugnisse Ihrer gigantischen Macht, gemeint sind die Pyramiden, dauerhaft für die Nachwelt.
Sehen wir uns doch das Beispiel aus Ägypten etwas näher an. 


Gaben den Ton an: Ägypterinnen
So ein Pharao also, der seine größten Schlachten bereits geschlagen und überlebt hat, der schon eine ganze Schaar Kinder gezeugt und seinen Thron allmählich plattgesessen hat, kommt auch früher oder später ins grübeln: "Was kann ich noch erschaffen? Welchen Platz in der Geschichte nehme ich ein, wenn ich nicht mehr unter den Lebenden sein werde?"
Ob ihm solche Gedanken nun aus Frust durch den Kopf stiegen, weil es mit seinen angesammelten Konkubinen nicht mehr so befriedigend klappt wie früher und ihre zunehmenden Beschwerden an seinem Ego zehren oder weil er sich schlichtweg begann zu langweilen, allmählich als einzig verbliebener seiner bereits dahingesiechten Jugend-Clique … 

Wie auch immer, die üblichen Fragen, die einen Jeden von uns überkommen, haben wir erst einmal unseren Zenith überschritten, bohrten auch in diesen gekrönten Häuptern.
Und dann heißt es: "Was hab ich noch zu verlieren?" und: "Jetzt heißt es Klotzen, so lange es noch geht!"
Das eigene Ableben also schon im Blickfeld, haben sich die Herrscher jener Zeit noch einmal aufgerafft und sich solch monumentale Denkmäler gesetzt, dass die "Jüngeren" vor Respekt erblassten und den "Alten" plötzlich wieder "total cool" fanden.

Da können mir die Geschichtswissenschaften erzählen, was sie wollen - aber von diesem Standpunkt aus hat, soweit ich es beurteilen kann, noch niemand diese Sachverhalte betrachtet.
Ähnliche Beispiele "Spuren der Midlife-Power" gibt es genügend. 

Im Grunde glaube ich, dass sich die Menschheit nie viel verändert hat und nun, selbst betroffen von all den verrückten, sinnlosen wie ebenso sinnvollen Gedankenstrümen zur Lebensmitte, braucht man eigentlich auch nur Eins und Eins zusammen zu zählen, um auf die herrlichsten wie auch einleuchtendsten Grundreaktionen und Ursachen historischer Gegebenheiten zu kommen.

Eroberten Frauenlos die Welt - die Römischen Garnisonen.
Nehmen wir doch zum Beispiel einmal die Geschichte Roms unter die Lupe, angefangen 250 Jahre vor der Zeitrechnung bis zu seinem Niedergang etwa 450 nach Christus.
Zuerst muss man bemerken, dass die Römer, wenn auch nicht gleich zu Anfang, ein gesundes und gut ernährtes Volk waren und das erreichte Alter der Männer wie auch der Frauen mit Hilfe ihres schnell erlangten Wohlstandes, der Sonne, des Olivenöls und allerlei Früchten und Feinkost weit den Midlife-Äquator überschritten.
Die Kaiser, die deutlich ihre Spuren in Form monumentaler Bauwerke und solide eroberter und langzeit-gefestigter Provinzen hinterließen, waren zumeist die Älteren unter ihres Gleichen. 

Aber beginnen wir mit meinen Thesen doch bei der Stunde Null Roms:
Da gab es eine Hand voll Bauern, allesamt tüchtige, gestandene Männer. Und während die Nachbarn Siesta machten, ackerten sie auf den Feldern und verstärkten ihre Palisaden. Alsbald kam die Frage nach dem "Warum" und "Wofür". Es waren kaum Frauen anwesend und als der erste unter Ihnen durch einem Infarkt plötzlich verschied, besonnen sie sich, die Freuden des Lebens nun nicht länger weiter zu verschmähen. Doch die Single-Börse war noch nicht erfunden und anhand ihres nun doch schon fortgeschrittenen Alters war die Zeit für Werbungen knapp geworden. 
Als das Testosteron in Wallung kam, plünderten sie die Nachbarn und der "Raub der Sambierinnen" ging als erste der nun folgenden "Großtaten Roms" in ihre Geschichte ein. 

Was folgte, war so klar wie noch das Wasser zu jener Zeit im Tiber. 
Nach einer Reihe bewusstseinserweiternden Exzessen und dem Abfinden der Frauen mit ihrem Schicksal folgten bald erste "Forderungen". Schönere Kleidung, wertvolle Bänder, gold- und silberner Schmuck, ein größeres Haus und ein Blumen- und Gemüsebeet.
Woher nehmen, wenn nicht stehlen. So rückte die Bande bald wieder aus, weitere Nachbarn zu plündern um schnell wieder zu Hause zu sein und wieder "zum verheißungsvollen Zug" (der erste Lovetrain der Geschichte ;0) zu kommen. Alsbald Kinder dieser Verbindungen folgten, begannen die Männer auch mal gerne weitere und länger anhaltende Expansionen zu unternehmen (wie übrigens auch schon vor ihnen die Griechen und Perser und nach ihnen die Wikinger und Vandalen!). Ehe sie sich versahen, waren die Kinder groß und der ganze Stiefel, den man heute Italien nennt, ward unterworfen.

Diese Art von Frauen, die durch diese geschickte Methodik von Butterbrot und Peitsche Ihre Männer zu immer ausschweifenderen militärischen Aktivitäten brachten, prägten im Übrigen das Zitat von "hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau". Nur ist der fundamentale Zusammenhang spätestens seit der weiblichen Entmündigung durch die Kirche im frühen Mittelalter verloren gegangen.
Bald schon stieg Rom also zur Weltmacht auf - dank seiner Frauen und ihrer Begierden-Politik. So gehörten wilde Orgien bald ebenso zum Kulturprogramm wie Theater, Musik und der gang in die Thermen. 
Und die Jungen?
Entweder wurden sie gleich in der Armee verheizt oder waren mit ihren Studien in den Universitäten und dem überschwänglichen Angebot der Metropole so lange beschäftigt, bis sie schließlich selbst zu einem "wahren Römer" in seiner "Midlife-Power" herangereift waren.
Aber: "Verderblich faul ist, was im Übermaß gesättigt ist!"

Mit der aufkommenden Lustlosigkeit, sprich: Dem "Vollrausch der Sinne bis zur Bewusstlosigkeit" folgte der unaufhaltsame Niedergang Roms. 
Andere Frauen waren nämlich auch auf den Geschmack gekommen und hatten ihrerseits ihre Männer nach Rom geschickt, ihnen was hübsches von Gucci oder Versage mit zu bringen. Tja, auch die älteren Goten waren ihren "Götinnen" untergeben und erlegen.

Sie finden das skurril? Aber ich bitte sie, die Geschichte ist voll an unendlichen Beispielen, in denen Männer aufgrund ihrer Midlife-Crisis die Welt verändert haben. 
Wann zum Beispiel noch?
Na zum Beispiel im Mittelalter. Die Kreuzzüge! Ein einziges Unterfangen Midlife-Cisis-geschädigter Ritter, Könige und Päpste. Entgegen der bisherigen Annahme, die Kurie habe mit ihrem religiösen Fanatismus die Massen aufgebracht, erweist sich als nicht richtig. Das Wahre Motiv der Kreuzritter war ein ganz einfacher, anderer Grund.
Warum, geht sehr schön aus einem Brief eines fahrenden Ritters hervor, den er an seinen Cousin in seiner alten Heimat schickte:

Meyn gut Reimund, will Dir berichten von den Gründ, die mich bewegten, ins heilige Land zu ziehen und meinem Weib und Ländereien den Rücken zu kehren.

Meyn Grund war nitt, dass mir de Kirch uffs Dach gestiege ist und immer noch mehr von den Steyern wollt habn. Vielmehr war die Gelegenheit von großer Gunst und mir ausreichend Grund – unter dem Vorwand des kirchlichen Ausrufes, vom scheinheiligen Papast Inozenz III persönlich heraufbeschworenem Kreuzzug, mich von meinem öden Daseyn hinter kalt-feuchten Mauern und dem unbarmherzig Joch meines zornigen Weibes zu entledigen.
Pilger berichteten mir schon zuvor von so viel Sunn, dass die Haut davon zu dunkeln beginnt und von Wein und Bot im Überfluss. Auch von hinreyssend Weibern, gekleidet nur mit Edelstein und luftigem Tuch, von Ländereien und Titel und Glück im Übermaß.
Natürlich taten sie auch Kund von den Gefahren und den Schlachten. Aber es sey gesagt...
Ich bin es Leid immer nur den Rost von meyner Kling zu wetzen. Und bei meyn letztem, guten Handgemeng war Ludmilla, mein Weib, noch nit von mir bestiegen, so lang ist's schon her.
Der Tod ist dort im Morgenland bei lebendiger Vorfreud besser abzuwarten als bei Rheuma und schleichendem Zahnausfall hier in heymisch feuchten Mauern.
Auch wars natürlich Gelegenheit für mich, endlich was zu sehen vom anderen End der Welt und auch wieder einmal kräftig über die Sträng zu schlagen - mit Wein, Weybern und den Fäusten, nach was es einen wahren Kerl, roh aus Eichenholz geschnitzt, wie ich es nun mal bin, eben gründlich dürstet.
So mußt ich handeln, weil auch meyn bestes Ross nit mehr das jüngste ist und der Weg ins ferne Land fast ein Jahr auch dauern sollt.
So reihte ich mich, – und dies ist gänzlich noch von Spott verhöhnt, vom eygen Weibe und den Mägden auch noch bejubelt, – eyn mit eyner Fahne und eynem Kreuz darauf – was mich und mein Ross zwar wahrlich schmückte, – aber ich diesen Mummenschanz doch alsbald wieder abstreifte.


Eyn paar Weggefährten und ich nähten unser eyigen Kreuz in unser eygen Farb und stellten dazu eyigen, für alle gleichermaßen zu beachtend Regeln auf.
Und bei der Sach dienlich aller geheuchlter Heiligkeit... sie ist nur Mittel zum Zweck und geht mir selbst grad nur am Arsch vorbey.
So bestell Ludmilla Grüsse und das es schon noch eyn paar Jahre dauern wird, so Gott will, daß es mir hier gefällt.
So gehab Dich wohl und wache, wo der nächste Kreuzzug an Dir vorüber zieht... Du findest mich in Edessa,


Vorbei sind die Tag Ludmillas ständigem Genörgel von meynem schlechten Umgang mit den Niederen, den Leibeigenen, der angeblichen Unordnung in meyner Rüstkammer, – meyner, so behauptet sie, rohen Tischmanier! Als ob sie sich dran stören könnt, wenn ich an der Tafel anderem End furze, auf dass es dem Deyfel noch in der Unterwelt verweht.

In friedvoll Ehr, Gustavus...

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Bullshit Revolte midlife-cruising | simply a human disaster ;0)